Schaut man sich heute in den Geschäften um, so könnte man meinen, der Poncho sei zum Kleidungsstück des Jahres gewählt worden. Es gibt ihn in allen Größen, Formen und Farben. Dabei weicht der westeuropäische, industriell gefertigte Poncho doch erheblich von seinem südamerikanischen Original ab.
In Kolumbien ist der Poncho (sprich Pon-tscho) zumindest was die Form angeht, relativ einfach gestrickt: ein längliches Stück Stoff, meist gewebt aus Baum- oder Schafwolle mit einem Loch in der Mitte durch das der Kopf gesteckt wird und manchmal mit Fransen an den Enden verziert.
Während in Kolumbien der Poncho traditionellerweise aus Baumwolle hergestellt wird, besteht die „Ruana“ aus 100% Schafwolle und kommt daher ausschliesslich in den
kühleren Regionen Kolumbiens zum Einsatz. Dabei ist die Ruana ein äussert flexibles Kleidungsstück und kommt durchaus auch auf dem Motorrad zum Einsatz. Denn dicht gewebt und verstärkt durch das
natürliche Fett der Wolle, hält die Ruana so einiges aus, unter anderem einen kräftigen Regen wie er in den Anden des Öfteren vorkommt.
Die Ruana ist quasi der große Bruder des Poncho und der ganze Stolz der Region Boyacá . Dort verhängt man schon mal einen Kirchturm mit der weltgrößten Ruana oder feiert die kolumbianische Teilnahme an der Fußball-WM mit einer Partie Schaf gegen Schaf. Der Erfolg war zwar nicht ganz so gross wie bei der „Selección“, da die Schafe den Sinn eher im Grasfressen als im Ball-Hinterherlaufen sahen, aber ein Spass war es allemal. Und vor allem ein großer Tag für Ruana und Schaf.